22.01.10
Ankunft mit dem Bus am riesigen Busterminal. Schnelle Fahr mit dem Taxi zur Jugendherberge "Hostal Montevideo". Dort schlafen wir gut. Wir sind in einem Dormitorio mit zehn Betten untergebracht momentan sind wir aber die einzigen Bewohner. Dies ist eine Jugendherberge, aber die meisten sind deutlich über fünfundzwanzig Jahre alt. Es sind nicht viele Gäste da. Morgens gibt es ein schönes Frühstücksbuffet, das wireless Internet ist kostenlos und es gibt ein Piano, wow, ich freue mich!
Am Abend trinken wir in der hauseigenen Bar ein Bier und spielen Billiard. Der Tisch ist ein Kindertisch, etwas zu klein und nicht ganz gerade, die Kugeln laufen zu einer Seite hin. Das Haus ist schön, gemütlich, mit großem Aufenthaltsraum und Kaminecke, die jetzt als TV-Ecke genutzt wird. Ich sitze hier und arbeite am Blog.
23.01.10
Vormittags: Spazieren gegangen, Parlament angeguckt. Es ist wenig los, es ist heiß, 29 Grad. Wollen Geld ziehen, das geht an drei Automaten mit Nadèges Karte nicht, das macht uns ein bisschen nervös.
Abends: Ich habe mich zurückgezogen und gelesen. Nadège hat die Bekanntschaft mit anderen Reisenden
gemacht. Sie trifft einen älteren Uruguayaner, Juan. Er ist Journalist, hat dreizig Jahre in Schweden gelebt. Er hat alle möglichen Reisenden die aufgetaucht sind an einen Tisch eingeladen. Es gibt Wodka, gekühlten Rotwein und Bier. Ich stoße später auch dazu, nachdem Nadège mich mehrere Male eingeladen hat zu kommen. Die Truppe ist nett, es gibt eine große Plauderei auf Spanisch und Englisch. Ich spiele zwischendurch etwas Klavier und bekomme dafür Applaus und mein leeres Bierglas nachgefüllt! Ich verteile Visitenkarten von unserem Blog lerne die Runde kennen. Später versuchen wir nochmal Geld zu ziehen, diesmal klappts, sowohl mit Nadèges als auch mit meiner VISA-Karte.
Montevideo ist, obwohl eine Großstadt, und immerhin die Hauptstadt von Uruguay, viel viel ruhiger als Buenos Aires. Sie strahlt eine angenehme Ruhe aus. Die Uruguayaner sind sehr stolz auf ihr europäisches Erbe. Man sieht keine Ureinwohner, die Menschen erscheinen sehr europäisch, groß gewachsen und hellhäutig. Im Gegensatz zu Bolivien oder Peru sieht man kaum Mestizen, Mischlinge aus Spaniern, bzw. Portugiesen und Indigenen.
Im Moment sind hier Ferien, die Einwohner sind in ihre Ferienhäuser an die Küste gepilgert. Der Bahnhof ist ruhig, wirkt fast ausgestorben, ebenso wie das moderne Zentrum. Das ist allerdings nicht mal ein Zehntel so groß wie das "Microcentro" von Buenos Aires. Die Uruguayaner selbst sagen, Urugay ist eben eine Stadt mit vielen Dörfern drum herum. Das ist bei rund 3.314.000 Einwohnern, 1.5 Millionen davon in Montevideo, auch kein Wunder.
Am Tag darauf leihe ich mir ein Fahrrad im Hostal. Ich fahre die Küste entlang und bin nach jeder neuen Kurve über die Größe der Stadt erstaunt. Der Fahrradweg zieht sich entlang der Küste über gut fünfzehn Kilometer. Strandbuchten mit vielen Sonnenanbetern, begleitet von einer großen breiten Straße und vielen Hochhäusern im Hintergrund. Die Stimmung ist, ganz wie man es von Ferien gewohnt ist, entspannt. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Stimmung sich auch außerhalb der Ferienzeit nicht großartig ändert, "tranquilo" eben, latino-style.
Zu Beginn der Fahrt scheint die Sonne. Ich verpasse es es mal wieder, mich gegen die starken Sonnenstrahlen einzucremen. Der Fahrtwind kühlt die Haut, so bemerke ich erst nach drei Stunden Fahrt, als ich gerade wieder den Rückweg angetreten bin, einen leichten, pieksenden Schmerz auf den Armen. Oh, oh, da bahnt sich ein Sonnenbrand an, aber nicht zu knapp! Also halte ich bei der erstbesten Gelegenheit, einer Tankstelle, um mir Sonnencreme zu besorgen. Die gibt es auch, aber ich bin baff erstaunt, als ich die erste Cremewurst aus der Tube drücke: Sie ist braun! "Hey," denke ich "ich hoffe, dass dies auch wirklich Schutz ist, und nicht etwas Sonnenverstärker". Meine Zweifel bleiben aber unbegründet, "PROTECTION" steht dick und fett auf der Verpackung. Gut, dann muss ich der Creme eben vertrauen. Ich reibe mich dick mit der braunen Creme ein, und komme mir so braun vollgeschmiert auf dem Fahrrad schon etwas komisch vor, aber Schutz ist jetzt einfach nötig. Und, tatsächlich, die Creme scheint zu funktionieren, meine Arme und Beine glänzen, brennen aber nicht mehr.
Zwei Tage später verlassen wir Montevideo in Richtung La Coronilla an der Küste Uruguays, um in dem Schildkröten-Projekt "Karumbé" zu arbeiten. Wir sind nicht ganz sicher, ob wir dort überhaupt arbeiten können, haben wir uns doch sehr kurzzeitig angekündigt. Wir hatten Karumbé schon ganz zu
Anfang unserer Reise per E-Mail angeschrieben, konnten seinerzeits aber kein festes Datum für unseren Aufenthalt nennen. Deshalb war unsere jetztige Anfrage überraschend. Wir möchten aber gerne dort arbeiten und falls das gar nicht gehen sollte, wenigstens einige Tage am Strand verbringen. Deshalb verabreden wir mit Luciana, der Freiwilligenkoordinatorin, dass wir einfach vorbei kommen, und dann weiter sehen werden.
>> Weiter im Artikel "Karumbé".