Nun ist es schon wieder einen Tag her, dass weltweit der Heilige Abend gefeiert wurde. In Rom musste der Papst einer Verrückten ausweichen, in Kuala Lumpur tauchte Santa mit den Haien, in Haltern am See wurde unterm Weihnachtsbaum feuerzangengebowlet und in Buenos Aires gabs Champus, Steaks und Rotwein; barfuß im verschwitzten Hemd.
Am 21. ten sind wir aus Mendoza nach Buenos Aires gekommen und in eine WG im Stadtteil Abasto eingezogen. Die Internetadresse für WGs gab es, mal wieder, im Lonely Planet. Wir hatten eigentlich gedacht, dass es schwer werden würde ein günstiges WG-Zimmer für zwei zu bekommen, da wir viele Traveller getroffen haben die auch den Plan hatten Weihnachten in Buenos Aires zu verbringen, aber es hat nur eine E-Mail gekostet, und schon hatten wir die Zusage.
Nun leben wir zusammen mit Dagmar aus Frankfurt / Main und Steffen aus Würzburg. Beide sind umgänglich, unkompliziert und einfach nette Menschen in meinem Alter, 37. "Was also soll am Heiligen Abend passieren?" war die Frage, die wir uns schnell nach unserem Einzug stellen mussten. Da Sylvester eine große Fete stattfindet, zu der gut 1500 Gäste erwartet werden, war es für uns einfach, für Weihnachten etwas ruhiger und besinnlicher zu planen. "Wir machen Gans!" war Dagmars erster und nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag. "Weißt Du wie?" "Nein!" Also gestrichen. "Steaks und Salat" lautete mein Gegenvorschlag, "schließlich sind wir in Buenos Aires, Argentinien" und außerdem liebe ich diese Kombi. Allgemeines zustimmendes Kopfnicken.
Am 23ten sind wir also in den riesigen Supermarkt, in fünfhundert Metern Luftlinie vom Appartement zum Einkaufen. Drei Flaschen Champus, vier Flaschen Rotwein (Zwei Mal Weißwein war noch im Kühlschrank), vier Liter Bier. Dazu Baguettes, Zutaten für einen normalen und einen Fruchtsalat, Zutaten für Quiche Lorraine, Gemüse, Käse, Gewürze, und schließlich vier dicke, saftige Steaks frisch vom Laden internen Metzger.
Am Abend konnten wir, Nadège, Stefan und Steffen es nicht lassen, noch einmal in einer kleinen Kneipe vorbei zu schauen und es uns dort für zwei Stunden gut gehen zu lassen, resultierend konnten die Vorbereitungen für die Mahlzeit am 24ten erst später beginnen. Nun, wir haben uns schon an das gemütliche Tempo gewöhnt, "tranquilo!"
Salat geschnibbelt, Kartoffeln geschält und in Scheiben geschnitten, Fruchtsalat vorbereitet, Nadège präparierte Baguetthäppchen mit Pastete und Cornichondeko. In Weihnachtsstimmung waren wir allerdings kaum. Das fällt in kurzer Hose, T-shirt, barfuß und bei 28 Grad Celsius einfach schwer.
Gegen fünf Uhr fing Nadège an, ihr berühmtes und von mir geliebtes Quiche Lorraine zu backen, mit einem Gläschen Wein in der Hand. Um acht gab es die Baguetthäppchen, um neun ging es in die Messe in eine sehr schöne Kirche. Uns wurde diese aber nach zwanzig Minuten zu langweilig, lieber im Appartement Champus trinken. Gesagt getan! Mittlerweile war es elf Uhr. Jetzt machten wir uns über die Quiche her, köstlich, ein Gedicht!, und ich habe angefangen, Kartoffeln zu braten. Experimentell, aber mit dem Leatherman als Griff für die heiße Pfanne sind sie ganz gut geworden. Steffens Aufgabe waren die Steaks. Er hatte sich vorher im Internet über die beste Zubereitungsart informiert, scharf anbraten, dann würzen und dann zwanzig Minuten im Ofen garen oder zuerste würzen, dann anbraten, und dann weitere fünf Minuten in der Pfanne? Er hat sich für die Pfannenvariante entschieden, richtig! Welch ein Gaumenschmaus! Dazu den leckeren Rotwein, Trapiche Malbec von 2009, oder wahlweise Champagner, man gönnt sich ja sonst nix.
Um Mitternacht fing draußen ein großes Geknalle und Raketengezische an, hier wird eben auch am Heiligen Abend geballert. Wir sind aufs hauseigene Dach gestiegen, ganz legal, wo wir die Einwohner der vier weiteren Appartements getroffen haben, "Feliz Navidad!" und genossen dort das Feuerwerk gemeinsam. Naja, schön wars, aber Sylvester wirds wohl noch etwas mehr werden!
Um ein Uhr waren wir pappsatt. Nette E-Mails aus der Heimat und ein Skype-Gespräch mit John in Lima hatten noch für Vergnügen gesorgt, jetzt musste nur noch der volle Bauch aus dem Küchensofa auf den Balkon bugsiert werden. Die letzten Weinreserven in der lauen Sommernacht bei guten Gesprächen geleert, wunderbar. Gute Nacht!
Heute ist der Tag danach. Sogar die Stadt ist ruhig, wie wir. Es ist aufgeräumt, die Sonne scheint, und ich muss mich mal etwas bewegen, auf zum Spaziergang. Bis später!
Euch Allen:
Kommt gut rein und ein Gutes Neues Jahr 2010!
J.V.