Gisela hat Hunger. Und sie ist müde. Seit Wochen ist sie jetzt im Wasser unterwegs, mal mit mal gegen die Strömung. Mit fünf Jahren ist sie noch eine Jugendliche. Ihr Instinkt treibt sie in eine bestimmte Richtung. In Richtung Cerro Verde, dem Naturpark an der uruguayanischen Küste, fünf Kilometer von La Coronilla entfernt. Sie spürt, dass sie dort ausruhen und essen kann. Neben Gisela paddeln andere Schildkröten in die gleiche Richtung. Einigen geht es sehr schlecht. Außen, an den weichen Stellen zwischen den Flossen und dem
Rückepanzer oder am Hals haben sie Tumore, blumenkohlartige dunkelblaue oder violette Auswüchse. Anderen fällt es schwer nach unten zu tauchen, dort wo die Algen sind, irgendetwas in ihrem Körper hält sie davon ab, wieder andere können kaum noch auftauchen um Luft zu holen, sie werden ständig
nach unten gezogen.
Im Wasser warten die Biologen und Ozeanografen Gustavo, Gabi, Matti und die anderen Freiwilligen, in
Nassanzügen mit Schwimmflossen in der Dünung treibend, auf Gisela und ihre Kollegen. Sie haben das
grobmaschige speziell für den Fang von Schildkröten angefertigte Netz aufgespannt. Die Schildkröten
verheddern sich im Netz, können sich aber nicht so schnell verletzten oder ersticken. Das Netz ist
circa siebzig Meter lang und drei Meter tief. Es hängt an einer Leine, die durch Schwimmbojen wie die Trennungsleinen im Hallenbad an der
Wasseroberfläche gehalten wird. Durch Bleigewichte nach unten gezogen hängt es nahezu senkrecht im
Wasser. Die obere und gegenläufige Unterwasserströmung zerren kräftig am Netz. Gustavo muss es ständig nachkorrigieren, damit es immer im rechten Winkel zu den Wellen im Wasser steht.
Plötzlich spürt Gisela einen Widerstand. Sie hatte gerade ihren Kopf aus dem Wasser gesteckt um Luft
zu holen, jetzt war sie auf dem Weg nach unten zu den Algen, als es plötzlich nicht mehr weiter ging. Auch ihre Flossen scheinen wie von einer unsichtbaren Kraft festgehalten zu werden. Schon wird sie unter den Flossen gegriffen und hoch gehoben. Vorsichtige Finger befreien sie von den unsichtbaren Kräften, die an ihr Zerren. Gisela entspannt sich. Nadège steht am Ufer. Sie sieht ein Signal. Es ist für sie bestimmt. Matti hat seine Arme in einem großen Kreis über dem Kopf geschlossen: "Tortuga!", "Schildkröte im Netz!". Das ist der Befehl für Nadège ins Wasser zu steigen. Jetzt, im Februar, im uruguayanischen Hochsommer ist es nicht kalt. Matti übergibt Nadège die Schildkröte. Den Kopf leicht schräg nach oben gehalten, den Körper auf den Unterarmen ruhend, die Hände unter den Flossen, trägt sie Gisela aus dem Wasser in Richtung Ufer.
Dort warten die anderen Freiwilligen. Sie haben den Vorgang beobachtet und in der Zwischenzeit in einer Reihe mit fünf weiteren Löchern in denen schon Schildkröten schlafen, ein Loch in den Sand gegraben. Dort hinein bettet Nadège Gisela. Gegen die starken Sonnenstrahlen wird das Sandloch mit einem groben Tuch zugedeckt. Felipe kommt und schüttet Meerwasser über sie. Gisela ergibt sich für den Moment ihrem Schicksal und schläft.
Ende der neunziger Jahre war der gebürtige Uruguayaner Alejandro Fallabrino, seines Zeichens Surfer und Naturliebhaber, auf einem Schildkrötenkongress in Mexiko. Das Schicksal dieser Tiere berührte ihn, also entschloss er sich, ein Tortuga-Projekt ins Leben zu rufen. Er spitzte Augen und Ohren, bis er Fischer über Probleme mit Schildkröten reden hörte, die vermehrt in der Region um La Coronilla auftauchten, sich in den Netzten verhedderten und dadurch nicht nur sich selbst umbrachten, sondern auch die Netze zerstörten. Das war es genau, was Alej gesucht hatte.
"Ich bin der Mann mit den Ideen, die anderen sind die Spezialisten" sagt er über sich selbst. Die Spezialisten, Biologiestudenten, angehende Tierärzte und Idealisten wie er selber, hatte er mittlerweile um sich gescharrt. Es wurde etwas Geld gesammelt und ein Grundstück in Strandnähe gekauft. "Am Anfang haben wir hier nur in Zelten gelebt" erinnert sich Alej. "Dann haben wir mit
geschenktem Zement einen festen Boden geschüttet und mit geschenktem Holz erstmal ein Dach gezimmert. Darunter haben wir anfangs die Zelte aufgeschlagen, um wenigsten etwas Privatssphäre zu haben." Karumbé, "Schildkröte" in der Sprache der indianischen Ureinwohner Uruguays, war geboren.
Das Holzdach steht auch heute, elf Jahre später noch, mittlerweile sind Wände dazugekommen, Räume sind erkennbar. Die Fenster bestehen aus mit durchsichtiger Plastikfolie bespannten Holzrahmen. Immerhin gibt es fließendes Wasser, auch noch nicht lange. Zelte stehen in einem Zimmer aber nach wie vor. Dort wohnen die Hauptamtlichen die in den vier Monaten der Saison in La Coronilla arbeiten, um sich mal in die privaten vier Zeltwände zurück ziehen zu können. Es gibt eine Küche, einen großen Gemeinschaftsraum mit Holztisch und zusammengezimmerten Holzbänken und einen Raum mit fünf Doppel-Hochbetten für bis zu zwanzig Freiwillige. Neben den Wohnräumen ist das kleine Labor, das "Centro de Rehabilitation" eingerichtet. Hier stehen blaue mit Algen gefüllte viereckige Plastikswimmingpools für kranke Schildkröten unter Beobachtung, Tröpfe hängen an der Holzdecke, Heizspiralen regeln die Wassertemperatur. Unter dem Vordach sitzt die Biologin Luciana Alonso und gibt Daten in den Computer ein, seit neuestem knabbern Hundewelpen an ihren Flip-Flops zu ihren Füßen.
Die Captura-Crew in Cerro Verde hat das Netz aus dem Wasser geholt. Gustavo und die Spanierin Gabi, haben acht Stunden am Stück schwimmend im Wasser verbracht, zwischendurch nur eine Banane gegessen und einen Schluck aus der Colaflasche genommen. Jetzt beginnt die Untersuchung der Schildkröten. Gisela ist als erste dran. Um eine ihrer Flossen hängt ein Schild mit der Nummer 5. Die Freiwillige Dani hat den ganzen Tag am Rande der Bucht gesessen und jeden Fang inklusive Uhrzeit notiert und durchnummeriert.
Gisela hat einige kleine Muscheln auf dem Rückenpanzer, die abgeknibbelt werden und in eine Plastiktüte zur späteren Untersuchung gesteckt werden. Die Muscheln sind gutartig, können aber bei zu massivem Auftreten zu einer Plage werden. Normalerweise leben Schildkröte und Muscheln in Symbiose.
Gisela wird oben und unten je in Länge und Breite vermessen. Auf einem Plastikschild werden Datum
und Fanguhrzeit notiert. Dieses Schild wird neben Gisela gelegt und mit ihr fotografiert. Schließlich wird eine kleine Hautprobe zur DNA-Untersuchung und eine kleine Blutprobe zur Analyse des Gesundheitszustandes der Schildkröte genommen. Ganz zum Schluss wird Gisela mit rostfreien Metallklammern in den Flossen markiert, gewogen und wieder in ihr Sandloch zurück gelegt. Durch die Nummerierung ist Gisela jetzt einwandfrei weltweit identifizierbar. Diese Prozedur müssen alle
Schildkröten über sich ergehen lassen. Jedes Tier wird von einem anderen Paar Freiwilliger untersucht, alle kommen dran. Einer untersucht, der andere notiert, begleitet von Gustavo oder Gabi, die aufpassen, dass alles richtig läuft.
Im Center, dem hausartigen Holzdach, läuft am Nachmittag die Censo-Crew ein. Vier Freiwillige sind
früh am Morgen mit dem Bus in den Nachbarort Barro de Chuy gefahren. Von dort sind sie zwanzig Kilometer am einsamen Strand zurück nach La Coronilla gelaufen, die heiße Sonne im Nacken. Dick eincremen Pflicht! Auf dem Weg haben sie tote Tiere, die das Meer angeschwemmt hat, gesucht. Das sind Delphine, Seehunde, Albatrosse, vereinzelt sogar Pinguine und natürlich Schildkröten, oder zumindest das, was von ihnen übrig ist. Die genauen Fundstellen werden per GPS-Gerät bestimmt, der Zeitpunkt des Fundes wird notiert, es werden Fotos gemacht, die Kadaver werden vermessen und eventuell werden Proben genommen, ein Stück Knochen oder ein Hautfetzen zur späteren Analyse, zur Bestimmung der Todesursache. Gibt es einen Virus? Treten bestimmte Krankheiten vermehrt auf? Die Kadaver werden markiert, damit sie nicht mehrere Male gezählt werden. Zwischen drei und zwanzig solcher Kadaver schwemmt das Meer täglich auf den zwanzig Kilometern an. Luciana gibt im Center alle Daten in die Exel-Tabellen ein.
In Cerro-Verde wird es langsam dunkel. Gisela wird unruhig. Sie hat den ganzen Nachmittag im Sandloch verbracht, jetzt bekommt sie wirklich Hunger. Ihrem Nachbarn im Nebenloch geht es schlecht. Er ist ganz ruhig, hat sich den ganzen Tag über kaum geregt. Die Freiwilligen packen das Material, Nassanzüge, Taucherflossen, das Netz, Anker, Verpflegungskisten, Wasserflaschen und das Untersuchungsmaterial zusammen. Jetzt kommt der schönste Augenblick des Nachmittags: Liberation, Befreigung! Jeder schnappt sich eine Schildkröte und trägt sie vorsichtig den Strand hinunter zum Wasser. Vom Instinkt getrieben krabbeln die Schildkröten immer abwärts, der rauschenden Brandung entgegen. Es ist ein schöner Anblick, wie die Tiere sich in die Freiheit paddeln, sich ihr Element zurück erobern. Kaum haben die Wellen die Schildkröten überspült, sind sie auch schon nicht mehr zu erkennen. So langsam wie die Tiere an Land krabbeln, so schnell sind sie im Wasser unterwegs.
Die Mitglieder der Captura Crew umarmen sich gegenseitig, ein schöner Moment. Aber jetzt steht noch der fünf Kilometer lange Rückweg an und das ganze Gepäck muss auch getragen werden. Zwei Freiwillige tragen eine Kiste. In ihr liegt Giselas ehemaliger Nachbar, dem es sichtbar schlecht geht. Er wird ins
Center transportiert, um dort näher untersucht zu werden.
Dort haben der Brasilianer Washington und die Argentinierin Kharla Abendessen gekocht. Jeden Tag
bekommt ein neues Team die Aufgabe zwanzig hungrige Mäuler zu verkosten. Heute gibt es Reis mit
einer Bohnen-Hackfleisch-Soße, dazu Salat, Brot und überbackene Auberginenscheiben. Die Französin
Celine hat einen Kuchen gebacken, es ist schließlich Valerias Geburtstag. Alle sind hungrig, außerdem findet das lateinamerikanische Abendessen traditionell sehr spät, gegen neun oder zehn Uhr Abends, statt. Anschließend erklärt Gustavo den Plan für den nächsten Tag, verteilt die Freiwilligen auf die verschiedenen Teams. Auf dem Programm stehen Avistamiento und Operation, um sieben ist Frühstück. Die Nacht ist kurz,
also ab in die Betten. Stefan und Nadége verabschieden sich in Richtung Campingplatz.
Gisela paddelt glücklich an den Felsen von Cerro Verde entlang und isst sich satt. Den kleinen Piekser vom Nachmittag, als sie den Metallclip bekommen hat, hat sie längst vergessen. Ihrem Sandlochnachbarn geht es allerdings deutlich schlechter. Er liegt im Plastikbecken im Center auf der Wärmestange und bewegt sich kaum. Er ist sehr schwach. Noch weiß Luciana aber nicht warum, sie hat nur eine Vermutung.
Um sieben trudeln die Freiwilligen im Wohnzimmer des Centers ein. Nadège und Stefan sind momentan die einzigen Europäer. Die fünf Chilenen sind Biologiestudenten, die drei Argentinierinnen auch, es
ist viel "Fachpersonal" da. Gesprochen wird Spanisch. Nach Kaffee und Marmeladenbrötchen beginnt die
Arbeit. Zuerst hat Luciana aber eine traurige Mitteilung zu machen. Die Schildkröte, die gestern von der Captura mitgebracht wurde, Giselas Nachbar, ist über Nacht gestorben. Heute wird sie obduziert um die Todesursache festzustellen. Luciana scharrt ein Team um sich. Das wird für die angehenden Biologen eine
interessante Stunde Fachpraxis.
Ein zweites Team macht sich wieder auf nach Cerro Verde, diesmal zum Avistamiento, der Schildkrötenzählung. Auf den Aussichtsplattformen sitzend schaut jeder Beobachter in ein bestimmtes
Segment des Meeres an der Küste. Für zehn Minuten werden alle auftauchenden Schildkrötenköpfe gezählt, dann wird geschätzt, um wieviele Tiere es ich gehandelt hat. Die Zahlen werden notiert. "Tortuga!" hört man in unregelmäßigen Abständen die Beobachter rufen. Einer muss Strichliste führen. In zehn Minuten sieht man zwischen vier und zwölf Tiere. Vormittags wird drei Stunden gezählt, immer zehn Minuten mit fünf Minuten Unterbrechung. Die Mittagspause ist drei Stunden lang, dann wird nochmal für drei Stunden gezählt. Eine etwas langweilige Arbeit, die aber hohe Konzentration erfordert. Auch die Avistamiento-Crew ist am Abend müde.
Luciana hat derweil mit dem Skalpel die tote Schildkröte geöffnet. Ein Schnitt zwischen oberer und unterer Schildplatte, dann kann die Bauchplatte abgehoben werden. Es stinkt bestialisch, aber das muss ein Biologe aushalten. Die Freiwilligen ziehen Grimassen als Luciana beherzt in Därme, Magen und Lungen schneidet. "Sie ist schon ein bisschen tot" nimmt sie den angehenden Biologen die Skrupel. Die vermutete Todesursache bestätigt sich: Der Darm der Schildkröte ist knüppelhart. Luciana trennt ihn ab und schneidet ihn auf. Heraus quillt eine schleimige aber feste Masse. Ein Gemisch aus Algen und Plastikmüll. Plastikmurmeln, Plastikschraubdeckel, Plastiktütenreste, Zwiebelnetzreste. Der Darm der Schildkröte ist total verstopft. Ein Mensch hätte mit nur einem Minumum so einer Verstopfung nicht überlebt. Es ist ein erschreckender, abstoßender Anblick. Die Freiwilligen sieben und reinigen den Müll. Heraus kommt am Ende eine Menge Plastik, die ein ganzes Marmeladenglas randvoll füllt. "Müll ist die häufigste Todesursache der Schildkröten" erläutert Luciana traurig. Die Meere sind so voll mit Plastikmüll, es ist zum kotzen! Und das
Bewusstsein über diesen Zustand ist bei vielen, vielen Menschen noch lange nicht vorhanden, da ist viel Aufklärungsarbeit nötig."
Und Aufklärungsarbeit findet statt. Karumbé nimmt diesen Punkt sehr ernst. Mindestens einmal in der
Woche findet an einem der bekanntesten Strände der Region, in Punto del Diablo, einem Surferparadies, ein großer Liberation-Event statt. Mit den Kindern werden Spiele gespielt, Karumbé-T-shirts und Schildkröten-Halsketten liegen zum Verkauf bereit. In einem kleinen Pool paddelt eine echte, lebende Schildkröte, der Anziehungspunkt für Kinder und Erwachsene. Viele wissen garnicht, dass es an dieser Küste Schildkröten gibt. Um fünf Uhr Nachmittags werden die Kinder des
Strandes eingesammelt, um an der großen Liberation Teil zu haben. ""Yo soy un Chucho, una Tonida, un
Agua Viva, un Tiburon. Yo soy un Lobo, una Tortuga, un Pez Espada, un Gabiotin! - Ich bin ein Stachelrochen, ein Delphin, eine Qualle, ein Haifisch. Ich bin ein Seehund, eine Schildkröte, ein Schwertfisch, eine Seemöwe!". Die Kinder tanzen und singen den Song, der ihnen einige der Meeresbewohner einprägt. Laura sucht aus der Kinderschar eines heraus, um beim Transport ins Wasser zu helfen. Die Schildkröte wird in die Freiheit entlassen, ein großer Applaus begleitet sie auf ihrem Weg in die zurückgewonnene Freiheit. Ein aufregender Moment für alle. Bis zu 150 Personen sind
dabei.
Karumbé hat über die Jahre enge Beziehungen zu den Menschen der Region aufgebaut. Ein bis zweimal in
der Woche findet im Kulturzentrum der Stadt ein Spiel- und Informationsnachmittag für die Kinder statt. Es werden Spiele gespielt, der "Chucho-Song" wird gesungen. "Mein Sohn ist verrückt nach Karumbé!" sagt ein Vater, der seinen Sohn am Abend von der Veranstaltung abholt. Ziel erreicht!
Auch an diesem Abend paddelt Gisela glücklich an der uruguayanischen Küste entlang. Vielleicht schwimmt sie zurück an ihren Geburtsort Costa Rica, vielleicht macht sie, die mit fünf Jahren noch jung ist, sich auf in Richtung Afrika.
"Meeresschildkröten" sagt Alejandro, wie die großen
Leatherbacks oder die in Uruguay häufige Sorte Tortuga-Verde, grünen Schildkröten, Suppenschildkröte
auf Deutsch, "bevölkern alle Weltmeere. Deshalb kann ein Schildkrötenprojekt auch nicht nur an einem Ort stattfinden, sondern muss auf der ganzen Welt agieren." Alejandro hat in Chile und Argentinien
in den vergangenen elf Jahren ähnliche Projekte ins Leben gerufen. "Schau mal wie wir hier leben. Zwanzig Leute teilen sich ein Klo und eine Dusche. Das ist das Erste was wir ändern werden. Natürlich wäre es schön, ein größeres Haus zu haben, und auch eine Trennung
zwischen Arbeits- und Wohnhaus wäre schön, dazu fehlen aber die finanziellen Mittel. Die Bevölkerung
in Uruguay ist ählich aufgebaut wie in Europa. Es gibt viele Ältere aber wenig Jüngere. Das Denken ist auch veraltet. Vom Staat finanzielle Unterstützung für so ein idealistisches Naturprojekt wie Karumbé zu bekommen, das kannst Du vergessen. Es gibt aber kleinere Organisationen in Europa oder Nordamerika, die uns unter die Arme greifen. Und manchmal kommt auch was vom WWF."
Alejandro kommt gerade von einer Reise nach Equatorial Guinea, einem kleinen afrikanischen Staat
neben Gabon zurück. Er ist dort von einer Freundin aus Italien eingeladen worden, um bei der Gründung eines neuen Schildkrötenprojektes zu helfen. "Als Weißer hast Du es in Afrika auch nicht leicht. Hey, Du reicher Weißer heißt es da an jeder Straßenecke. Aber ich bin doch nicht reich! Ich bekomme für meine Arbeit kein Gehalt, wir zahlen an keinen von den Mitarbeitern Gehälter, es sind eben Idealisten.
Und wir können immer Idealisten gebrauchen. Wenn jemand eine Magister-, Doktor oder sonstige Abschlussarbeit im Biologiestudium oder verwandtem Fach schreibt und ihn das Thema interessiert, ist er oder sie hier herzlich willkommen! Wir helfen gerne!" Alejandro schlägt dabei mit der flachen Hand auf den
Tisch, dass es knallt. Er meint es wirklich so.
Gisela paddelt die Küste entlang. Ihren Hunger hat sie gestillt, in den seichten Gewässern entlang der uruguayanischen Küste, in Cerro Verde hat sie sich ausgeruht. Ende April verlassen die Freiwilligen La Coronilla, die Saison von Anfang Januar bis Ende April ist zu Ende. Nun gilt es jede Menge Daten zu verarbeiten, zu analysieren, zusammen zu fassen, Messen und Kongresse zu besuchen und die Informationen mit anderen Wissenschaftler zu teilen. Es gibt noch viele, viele Fragen zu beantworten. Durch Organisationen wie Karumbé werden einige Fragen beantwortet. Das dauert Jahre, Jahrzehnte vielleicht.
Auf das auch in Zukunft noch viele glückliche Giselas die Weltmeere bevölkern!
Für zusätzliche Informationen bitte
www.karumbe.org anklicken. Oder E-Mail an [email protected] schreiben.