Ich muss dringenst aufs Klo. Ich weiß, es läuft noch kein wasser. Wenn ich jetzt aber nicht gehe, scheiße ich mir den ganzen Schlafsack voll. Stehe auf, Schuhe übergestreift, Pulli übergestreift. Der Darm entleert sich mitteldickflüssig. Eine Wohltat! Glücklicherweise stehen neben dem Klo zwei Fässer randvoll mit Wasser. Ich hebe den Spülkastendeckel und fülle Wasser per Schöpfeimer ein. So aufgefüllt funktioniert die Spülung einwandfrei. Glücklich ob der gelungenen Operation gehe ich wieder ins Bett.
06:00 Uhr
Hundegebell, Hupen, Lastwagen, Verkäufer, siehe Logbucheintrag von Montag. Es ist laut, die Nacht ist vorbei. Ich habe meine einzige Uhr (Nadège hat eine billige Armbanduhr) an meinem Handy, welches tief im Rucksack verpackt ist. Ich denke, es muss schon mindestens 7 Uhr sein. Ich stehe auf, waschen, anziehen. Es ist noch früh. Ich lege mich auf die Matratze und überbrücke die Zeit bis zum Frühstück mit Lesen.
07:00 Uhr
Es kommt Bewegung in die Bude. Nadège wird wach, Menschen gehen durch unseren Raum, wir schlafen schließlich im Durchgangsraum von Eingang zu Küche und Essenshof. Eigentlich der unbeliebteste Platz im ganzen PSF. Aber in der Nacht verhältnismäßig ruhig.
08:00 Uhr
Besprechung. Ich melde mich wieder für die French Bathrooms, werde aber nicht eingeteilt. Ich gehe zum Zementgießen, Nachmittags zu den French Bathrooms.
09:00 Uhr
Abfahrt auf dem Transporter. Die Betonmischmaschine mit Benzinmotor angehangen. Wir sind nur ein paar Blocks von PSF entfernt. 12 Leute, Der Amerikaner Jim ist der Teamleader. Groß, schlank, freundliche blaue Augen, ca. 45 Jahre alt, Cowboyhut, Schnäuzer. Er steht ihm. Ist viel gereist, spricht spanisch, hat auf Baustellen gearbeitet. Der Job besteht darin, eine 5x12 Meter große Betonfläche herzustellen, auf die später ein Haus / Hütte gebaut werden kann. Der Job ist super! Das Team funktioniert einwandfrei. Zwei Peruaner + ein Schotte füllen die Mischmaschine. ZWei Briten + ich fahren den Beton mit Schubkarren zu der aufzufüllenden Fläche, 8 Mädels unter der Aufsicht von Jim ziehen den Beton glatt. Es geht Hand in Hand, es läuft flüssig.
11:00 Uhr
Drei Viertel sind geschafft, der Schweiß rinnt in Strömen, nackte Oberkörper. Ab und zu setzt die Betonmischmaschine aus, die aber von Jim gekonnt wieder in Gang gebracht wird. Ein Seil wird um eine Achse gewickelt, ein kräftiger Ruck, der Motor springt an. Wie bei einem Außenbordmotor.
12:00 Uhr
Mittagessen: Reis und Seafoodgemisch. Mit ganzen Krabben, die wir aufbrechen und das leckere Innere auspulen. Garnicht schlecht! Der Rest geht schnell.
13:00 Uhr
Fertig, eine tolle Betonfläche. Pünktlich kommt der Transporter um uns zu den French Bathrooms zu bringen. Dort soll Beton in die vorbereiteten Pfeiler gegossen werden.
14:00 Uhr
Letzte Vorbereitungen zum Eingießen des Betons. Chef Ivan, der spanische Bauingenieur, ist sehr penibel, es zieht sich ein wenig, die 16 Leute !!! werden ungeduldig. Ich filme mit der Videokamera.
15:00 Uhr
Endlich kommt das Kommando: "Let´s start!" Ich habe mir am Vormittag von Jim die Funktionsweise des Betonmischers zeigen lassen, bin jetzt also dafür verantwortlich. Nach ein / zwei Versuchen gelingt es mir, die Maschine zum Laufen zu bringen. Sie läuft für 15 Minuten. Wir fangen an den ersten Beton zu produzieren. Mittendrin stolpert die Maschine und hört auf zu Laufen. Ich versuche sie wieder zu starten, es gelingt nicht. 10 weiter Versuche bringen keinen Fortschritt. Ich schraube, wie von Jim erklärt, die Zündkerze aus, reinige sie. Die Maschine will nicht. Ich schwitze, während alle anderen warten. Ich nehme den Antriebsriemen vom Motor, damit dieser ohne Last laufen kann. Es gelingt. Der Motor läuft für ein paar Minuten, fängt dann aber wieder an zu stottern. Der Startfaden reißt, ich knote ihn wieder zusammen. Die Halsadern werden dicker. Niemand kennt sich mit Verbrennungsmotoren aus, ich muss wurschteln. Der Transporterfahrer Alan spielt mit dem Choke, während ich fortwährend der "Starter" bin. Nach einigen Experimenten läuft die Maschine. Die erste Betonmischung ist mittlerweile verdorben.
16:30 Uhr
Wir reinigen das Mischfass, spannen die Antriebsriemen wieder an. Ich starte, Alan regelt, die Maschine läuft. Wir mischen eine neue Mischung. Aufbruchstimmung! Nach 10 Minuten geht der Motor wieder aus. Ivan entscheidet aufzuhören. Die Pfeiler müssen in einem Guss gegossen werden, dazu muss die Maschine einwandfrei laufen. Sie hat nicht zum ersten Mal Probleme bereitet. Wir verpacken das Material, hängen den Betonmischer an. 12 Leute sitzen auf der Pritsche, wir fahren zurück zum Basiscamp, PSF. Fazit: Ein langweiliger Nachmittag für die Mitstreiter, ein anstrengender für mich! Ich bekomme Anerkennung für meine Bemühungen!
Ich erkläre Richard und Anton, Bastler vor dem Herrn, das Problem mit dem Mischer. Sie nehmen sich des Problems am nächsten Tag an.
18:00 Uhr
Nadège kommt völlig fertig von ihrem zweiten Tag "in the mountain" zurück. Sie hat Muskelkater am ganzen Körper. Abendessen. Carolinas (die gute Seele) Geburtstag!
22:00 Uhr
Erschöpft gehen wir zu Bett!