Fahrt auf der Panamericana Richtung Süden. Durch die Wüste, rechts und links nichts als Sand, Sand, Sand. Wir sind zu sechst, Derek und Susan aus Canada, Itay und Leeping aus London, Nadège und Stefan. Die Warteschlange für den Bus war 20 Meter lang, also haben wir beschlossen mit dem Taxi zu fahren. Es geht nach Huacachina. Es geht zum Bestaunen der Wüste und um einmal eine richtige Oase zu erleben. Es geht aber auch zum Erholen, einmal etwas anderes sehen, einmal wieder ein eigenes Zimmer haben, einmal wieder nicht im Hausflur schlafen müssen, ein eigenes Bett, ein eigenes Bad, etwas Privacy...
Ich sitzte vorne auf dem Beifahrersitz. Ich freue mich über den Fahrer. Wir schweigen, grinsen uns aber symphatisch an, er ist Schwarzer, ein Fremder unter Peruaner, wir sind Fremde, klaro, irgendwie sind wir Kumpels. Er hat einen ruhigen Fahrstil, wir genießen die Fahrt. Eine gute Stunde, 17 Soles pro Person. Der Bus hätte 5 gekostet.
In der Ferne sieht man die riesigen Dünen aufragen. Das Hotel Las Arenas wurde uns empfohlen, Harold, der vor dem Erdbeben als Touristenführer gearbeitet hat, ist hier bestens bekannt, als Volunteers von PSF bekommen wir Ermäßigung.
Das Las Arenas entpuppt sich als schickes kleines Hotel mit mehreren Zimmern für 12 Personen und einigen Doppelzimmern mit Bad, 50 Soles pro Nacht. Im Zimmer stehen drei Betten, wir stellen zwei zusammen, die Dusche funktioniert, inklusive warmen Wassers, ansonsten ist das Zimmer kahl, absolut null Dekoration. Ist aber egal. Im Hof ein schöner Pool, fast wie in der University Residence auf Malta, nur kleiner.
Derek spendiert eine Runde Cervezas und dann machen wir uns auf, die Düne zu erklimmen, um den Sonnenuntergang dort zu erleben. Der Aufstieg ist alles andere als ein Kinderspiel, sich durch den Sand nach oben zu arbeiten ist kein Vergnügen, und dann darf ja auch kein Sand in die offene Bierflasche rieseln. Die Mühe lohnt sich! Oben angekommen bietet sich uns ein atemberaubender Anblick über in die Wüste hinein, unter uns liegt die kleine Oase. Der Teich in ihrer Mitte wird von Tret- und Ruderbooten befahren, es ist putzig. Wir haben genau den richtigen Moment abgepasst, kaum dass wir oben angelangt sind, geht die Sonne unter. Und unmittelbar danach wird es frisch. Schnell noch ein paar Fotos vom Vollmond geschossen und dann geht es wieder abwärts in Riesenschritten.
Für 20 Soles gibt es am Abend Barbecue inklusive freiem Piscosour oder alternativ Rum-Colav von acht bis zehn. Vor unseren Zimmern ist ein kleiner Brunnen, der allerdings nicht in Betrieb ist. Rechts und links von ihm führen zwei gewundene Treppen nach oben in einen großen Partysaal. Er ist gemütlich, rustikal im Caribikstil eingerichtet, stabile Baumstümpfe als Hocker und Tische, zwei Billiardtische, zwei Kickertische, zwei Bars, Videoleinwand und Beamer. Das Essen ist noch nicht fertig, also spielen wir Billiard. Es gelingt kaum, alles ist total eingesandet, über allem liegt ein feiner Sandteppich.
Schließlich bekommt jeder der circa 30 internationalen Gäste, die sich in dem großen Saal ziemlich verlaufen, einen Teller mit diversen Fleischhappen ausgehändigt. Dazu gibt es ein üppiges Buffet mit Salat, Kartoffeln, Gemüse, Brot und Soßen, scharf und ganz scharf, aua, aua! Derek und Susan haben ein kanadisches Päärchen mit an unseren Tisch eingeladen, die sich in ihrem lustigen kanadischen Französisch vorstellen. Sie sind seit 15 Monaten auf Reise und haben noch einige Monate vor sich. Sind in Kanada aufgebrochen und planen weiterhin Südamerika zu bereisen, bis nach Südchile. Auf Fahrrädern!
Beim Essen läuft Salsamusik und auf der Videoleinwand wird Ice Age gezeigt, ohne Ton. Zum Essen gibt es eiskaltes Cerveza, das müssen wir aber zahlen, 5,50 Soles pro 1/2 Liter. In Pisco zahlen wir 3,50. Nach dem Essen geht es an den Kickertisch, dazu gibt es Piscosour umsonst. Also reichlich und her damit! Es stellt sich schnell heraus, dass Nadège die beste Spielerin weit und breit ist, wer im Team mit ihr spielt ist unschlagbar. Plötzlich tauchen noch Harold und TBC aus Pisco auf, ihnen war in Pisco langweilig, und den Weg haben sie schon so oft gemacht, dass es darauf nicht ankam. Unsere Freunde verabschieden sich in ihre Betten, wir bleiben bei den beiden und bei Bier und Tanzfläche. Jetzt wird ge-salsat! Um 2:00 Uhr verabschieden wir uns dann aber auch in unser Zimmer, die beiden jungen Männer Harold und TBC gehen noch auf die Jagd...
Am Sonntag heißt es um 9:00 Uhr aufstehen, Frühstücken, denn um 10:00 Uhr ist die Tour durch die Wüste im Buggy geplant, inklusive Sandboarding. ALso gibt es ein schnelles Frühstück, Intercontinental oder Americano, wir nehmen Americano, das ist mit Rührei. Obwohl Peru Kaffeeanbauland ist, gibt es immer nur Nescafé. Schade.
Um 10:00 kommt der Fahrer, aber nach peruanischer Zeit dauert es eben noch 30 Minuten bis wir endlich im Buggy sitzen. Marke Eigenbau. Offenes Stahlgerüst, drei Reihen mit je drei Sitzen, Gurte von oben kommend über beide Schultern, unten im Schritt festzumachen. Neben dem Fahrer kann auch noch Einer sitzen, mein Platz. Motor: Nissan 12-Zylinder, ohne jegliche Verkleidung oder Abdeckung. Windschutzscheiben? Hahaha.
Wir müssen noch an der Steuerabrechnungsstelle vorbei, die Fahrt in die Wüste kostet pro Person 3,50 Soles Steuern. Die Fahrt selber pro Person 35 Soles. Naja, günstig würde das Wochenende eh nicht werden, das war uns vorher klar.
Durch die Slums von Huacachina, schmuddelige Holzhütten, aber den Anblick kennen wir nun schon zur Genüge, halb Pisco sieht so aus. Dann geht es hinein in die Wüste, und der Spaß beginnt! Fahrer José tritt einfach mal aufs Pedal, der Motor heult auf und wir schießen nach vorne. Dann geht es in atemberaubender Geschwindigkeit die Dünen rauf und runter, wir johlen vor Vergnügen. Etwas mulmig ist uns schon, wir sind vollkommen Josés Fahrkünsten ausgeliefert, und der bringt den Buggy an seine Grenzen. Immer wieder klammere ich mich an dem Metallgestänge fest, mit einem Gebet auf den Lippen, dass José es nicht übertreibt und wir uns überschlagen. Aber er hat den Buggy gut im Griff, außerdem kennt er die Route. Da geht es mit 100 km/h straight geradeaus, dann plötzlich in einer scharfen Linkskurve eine 60 Meter hohe Düne im 50 Grad Winkel hinunter, und auf der anderen Seite wieder rauf, Drehung und wieder runter, highspeed auf die nächste Düne zu und drüber gesprungen, der Buggy hebt ab, wir spüren die Luft unter den Rädern. Achterbahn in der Wüste!
Nach 15 Minuten halten wir zum erstenmal an. Dann werden die Sandboards, Snowboardimitate, untergeschnallt, der Boden mit Wachs eingerieben, und dann tasten wir uns den Sandberg hinunter. Das gleiche dreimal, dann haben wir etwas Gefühl. Wieder hinein in den Buggy, wir ballern durch die wüste, die Dünen rauf und runter, Gejohle und Gekreische, zum nächsten Stopp. Nun ist die Sandboardabfahrt schon deutlich länger, wir tasten uns aber immer noch vorwärts. Gleichzeitig brennt uns, es ist ja jetzt fast Mittag, die Sonne ins Gesicht.
Noch einmal in den Buggy, eine noch höhere Düne, circa 220 Meter, auf Brett und Po im heißen Sand hinuntergeglitten, noch eine letzte Buggyrunde, dann wieder zurück zum Hotel. Gut zweieinhalb Stunden sind vergangen, Itay sagt, dass das nicht seine Vorstellung von Spaß ist, Nadège und ich grinsen, wir haben uns köstlich amüsiert.
Wir checken aus, dürfen den Nachmittag aber noch in und am Hotelpool verbringen. Duschen und chillen, wunderbar. Endlich können wir ein Nickerchen ohne schlechtes Gewissen machen, weil alle anderen auch relaxen, herrlich!
Mit dem Taxi zurück nach Ica, dann mit dem Soyuz-Bus für 5 Soles Richtung Pisco, nach einer Stunde, es ist schon dunkel, am Cruze - Kreuzung, hier biegt die Straße nach Pisco von der Panamericana ab - in ein Taxi und schon sind wir wieder zu Hause im PSF-Haus. Ein tolles Wochenende, wir alle haben das Gefühl mindestens eine Woche weg gewesen zu sein. Mal sehen, was uns am nächsten Wochenende erwartet!
Grüße,
Stefan